Wir haben Werbebotschaften von Stalkerware-App-Anbietern und die psychologischen Argumente dahinter untersucht.
Der Begriff "Stalkerware" bezieht sich normalerweise auf Software, die dazu eingesetzt wird, um den eigenen Partner oder Ex-Partner heimlich zu verfolgen oder von Chefs, die damit (meist illegal) ihre Mitarbeiter überwachen. Eine aktuelle Analyse der Werbebotschaften, die von den neun am häufigsten eingesetzten Stalkerware-Apps verwendet werden, ergab jedoch, dass Stalkerware auch dazu verwendet wird, die eigenen Kinder heimlich zu verfolgen. Und zwar von allen neun derartigen Apps, die wir als die am meisten eingesetzten identifizieren konnten.
"Stalkerware kann auf dem Endgerät einer Person ohne deren Zustimmung installiert werden, um dadurch alle Kommunikationsaktivitäten heimlich überwachen zu können. Dieses Verhalten ist höchst unethisch und ein schwerwiegender Eingriff in die Privatsphäre einer anderen Person", sagt Jaya Baloo, CISO bei Avast. “Leider spielen die Anbieter dieser Apps mit den Ängsten der Eltern und dem Druck, ihre Kinder vor allen Gefahren zu schützen. Eltern sollten sich davon nicht täuschen lassen. Um Kinder zu schützen, ist Vertrauen das A und O.”
Diese Kinderüberwachungs-Apps nutzen ein Marketing, das sich stark auf Panikmache konzentriert. Dabei werden u.a. Cybermobbing, Zugang zu ungeeigneten Inhalten und die Angst vor Straftätern, die es online auf Kinder abgesehen haben, thematisiert. Sie triggern Ängste und Sorgen der Eltern und positionieren sich selbst als die Lösung. Die besagten Apps bieten zahlreiche technische Möglichkeiten an - von der Überwachung von Messaging-Apps, SMS und Telefonanrufen bis hin zur Überwachung des Surfens im Internet, der Möglichkeit der Fernsteuerung des Smartphones und dem Einschalten des Mikrofons im Hintergrund, um Gespräche aufzunehmen.
Auch wenn es “verlockend” sein mag, Kinder ohne ihr Wissen zu verfolgen, mit dem “höheren Ziel” sie zu schützen, könnte dies die Beziehung zu Ihrem Kind verletzen - und im Endeffekt sogar unsicherer machen. "Das ist eine starke Verletzung von Freiheit, Grenzen und Zustimmung", sagt uns die Kinderpsychologin Catherine Knibbs im Gespräch. Wenn Kinder das Gefühl haben, ihre Eltern trauen ihnen gar nicht, werden sie eher im Geheimen agieren und nicht offenlegen, wenn wirklich etwas Kritisches passieren sollte.
Die Kinderpsychologin empfiehlt dabei folgende Ansätze: Anstatt Kindern zu sagen, dass es Bösewichte im Internet gibt, sollte man lieber fragen: “Mit wem redest Du online? Sind das Freunde aus der Schule oder dem Sportverein? Weißt Du, ob es sich um eine “echte Person” handelt?” So kommt man vielen Dingen gemeinsam auf den Grund und stärkt das eigene, kritische Denken der Kinder.
Wenn Sie Ihre Kinder wirklich online schützen wollen, empfehlen wir keine heimliche Kontrolle, sondern Gespräche über die folgenden Themen:
1. Was man beim Teilen von Online-Inhalten und -Bildern beachten sollte.
2. Was man Cybermobbing entgegensetzen kann.
3. Wieso sichere Passwörter so wichtig sind.
4. Gehen Sie mit Ihren Kindern die Datenschutz-Einstellungen in den sozialen Medien durch. Hier finden Sie Tipps für mehr Privatsphäre auf Facebook. TikTok hat kürzlich seine Datenschutz-Optionen für Teenager verbessert.
5. Erklären Sie Ihrem Kind, warum es YouTube nur im “eingeschränkten Modus” nutzen darf und stellen sie diesen ein.
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