So führen Sie die digitale Trennung in einer missbräuchlichen Beziehung durch.
Das Beenden einer Missbrauchsbeziehung ist schwierig und mit vielen Ängsten verbunden. Häufig sehen Betroffene ihr Leben so eng mit dem ihres Partners verflochten, dass ein Ausbrechen unmöglich scheint. Laut der amerikanischen Hotline für Opfer häuslicher Gewalt National Domestic Violence Hotline unternehmen Betroffene im Durchschnitt sieben Versuche, ihren Partner zu verlassen, bevor es ihnen endgültig gelingt. In Europa und Deutschland sind die Zahlen ähnlich.
Die enge Bindung an den Partner ist kein Zufall. Der kontrollierende Partner kann den anderen Partner von Angehörigen und Freunden isolieren und dann "im Verborgenen" immer mehr Kontrolle ausüben. Dabei kommen auch digitale Technologien zum Einsatz, wie z.B. Stalkerware und Spyware, die auf dem Smartphone des Partners installiert werden.
Unsere Chief Information Security Officer Jaya Baloo beschreibt das Problem wie folgt: „Stalkerware ist Malware mit besorgniserregender und gefährlicher Tragweite, die zunehmend in zwischenmenschlichen Beziehungen zum Einsatz kommt. Sie beraubt das Opfer seiner physischen und digitalen Freiheit. Stalkerware wird von sogenannten Freunden, eifersüchtigen Partnern oder auch von besorgten Eltern – normalerweise heimlich – auf dem Smartphone des Opfers installiert und spioniert dort besuchte Webseiten, Textnachrichten und Anrufe aus.“
Die Corona-Pandemie führte leider zu einem Anstieg bei häuslicher Gewalt und Stalkerware: Die Experten von Avast Threat Labs beobachteten für Spyware und Stalkerware einen Anstieg von 51 Prozent von März bis Juni 2020 gegenüber Januar und Februar desselben Jahres. Wer aus einer missbräuchlichen oder kontrollierenden Beziehung ausbricht sollte daher unbedingt sicherstellen, dass seine Geräte nicht vom Ex-Partner überwacht werden. Wir haben hier sieben Maßnahmen zusammengestellt, die Betroffene ergreifen können.
1. Bildschirmsperre einrichten und Passwörter ändern
Wenn Sie noch keine Bildschirmsperre für Ihr Smartphone eingerichtet haben, holen Sie das jetzt nach. Haben Sie bereits eine Bildschirmsperre, ändern Sie die PIN in eine Zufallszeichenfolge, die der Ex-Partner nicht erraten kann. Das Gleiche gilt für iPads und die Kennwörter auf Laptops und PCs. Hat der Ex-Partner Zugang zu Ihren Geräten, kann er viele persönliche Aspekte Ihres Lebens ausspionieren. Die erste Verteidigungslinie stellen daher PINs und Passwörter dar.
2. Virenscan ausführen
Antiviren-Programme schützen nicht nur vor Angriffen, die von außen kommen, sondern dienen auch zur Erkennung potenziell unerwünschter Programme wie Stalkerware, Malware und Schadsoftware anderer Art. Mit Avast Mobile Security können Sie Ihr Smartphone überprüfen. Mit unserer Hilfe konnte Google letztes Jahr übrigens acht der gängigsten Stalkerware-Apps aus seinem Play Store entfernen.
„Weltweit wurde während des Lockdowns ein Anstieg der Fälle häuslicher Gewalt verzeichnet und das deckt sich mit unserer Beobachtung“, erklärt Baloo. „Wir tun alles was wir können, um Nutzer*innen vor dieser wachsenden Bedrohung zu schützen.“
3. Smartphone bereinigen
Nachdem Sie unerwünschte Apps mit Avast Mobile Security entfernt haben, prüfen Sie, ob etwas übersehen wurde. Sehr wahrscheinlich ist das nicht der Fall, doch ab und an kann etwas durch die Maschen schlüpfen und uns liegt Ihre Sicherheit mehr als alles andere am Herzen. Starten Sie Ihr Smartphone neu im abgesicherten Modus und rufen Sie „Einstellungen“ und anschließend „Apps“ bzw. „Apps & Benachrichtigungen“ auf. Hier können Sie alle Apps, die Ihnen unbekannt vorkommen deinstallieren.
4. iPhone-Nutzer*innen sollten in "Wo ist?" schauen
„Wo ist?“ ist ein praktisches Tool, mit dem Apple-Nutzer ein verlorenes oder gestohlenes Gerät aufspüren und mit Freunden und Verwandten in Kontakt bleiben können. Leider kann es aber auch zum Ausspionieren Ihres Standorts genutzt werden. Stellen Sie sicher, dass Sie Ihren Ex-Partner bei „Wo ist“ löschen, damit er nicht sehen kann, wo Sie sich aufhalten.
Weitere Informationen: Die wachsende Gefahr von Cyberstalking und Stalkerware
5. Verbindung mit gemeinsam genutzten Google-Konten trennen
Google speichert Ihren Standortverlauf, wenn Sie diese Funktion nicht ausdrücklich deaktivieren. Deaktivieren Sie alle gemeinsam genutzten Google-Konten, damit Ihr Verfolger keinen Zugang zu Ihren Daten erhält. Alternativ können Sie die Standortverfolgung in Google Maps deaktivieren, was weniger auffällig sein könnte als eine komplette Aussperrung.
6. Einstellungen der Standortfreigabe überprüfen
In Google Maps, iMessages und Facebook Messenger können Sie Ihren Standort mit anderen teilen. Allerdings kann diese Funktion auch von Ihrem Ex-Partner genutzt werden, um Sie zu stalken. Stellen Sie in allen Anwendungen sicher, dass die Standortfreigabe nicht aktiviert ist, selbst wenn Sie sich nicht daran erinnern, sie je genutzt zu haben. Ihr Ex-Partner könnte die Funktion ohne Ihr Wissen aktiviert haben.
7. Hilfe suchen
Wenn Sie sich entschlossen haben, aus einer bedenklichen Beziehung auszubrechen, lassen Sie sich helfen. Eine Idee wäre beispielsweise die Nutzung des Smartphones einer Freundin oder eines Freundes, da Ihr Partner möglicherweise immer noch Zugriff zu Ihrem Gerät hat. Droht die Situation zu eskalieren, wenden Sie sich an die Polizei, an eine Hilfsorganisation für Opfer häuslicher Gewalt oder an das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen.
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