Ich habe vor kurzem eine Geburtstagsparty für mein Kind veranstaltet. Davon möchte ich gerne Fotos in den sozialen Medien teilen. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob es OK ist, Bilder von den Freunden meines Kindes online zu stellen?
Bei jedem Spielplatzbesuch, Kindergeburtstag oder sonstigem Familienevent sieht man ein Meer von Handys, die Fotos machen. Und wer kann es diesen “fotografierfreudigen” Eltern verdenken? Kinder sind für die Menschen, die sie lieben, und besonders für die Eltern immer wieder bezaubernd.
Doch immer mehr Eltern sind besorgt darüber, wenn Bilder ihrer Kinder im Internet und in den sozialen Netzwerken auftauchen. Und das nicht zu unrecht. Die Bedenken reichen vom Verlust der Privatsphäre über die Befürchtung, dass sich frühere Bilder im späteren Leben auf die Zulassung zur Ausbildung auswirken könnten, bis hin zur Sorge, dass die Bilder ihrer Kinder von Gesichtserkennungs-Software erfasst werden könnten. Andere sind der Meinung, dass ihre Kinder selbst entscheiden sollten, wann und wo sie ihre Fotos veröffentlichen, wenn sie älter sind.
Unabhängig davon, ob ihr persönlich diese Bedenken teilt oder für übertrieben haltet, hat sich die Etikette rund um das Teilen von Kinder-Fotos geändert. Hier sind fünf Tipps, was ihr tun solltet, bevor ihr ein Foto von einem anderen Kind veröffentlicht.
1. Immer erst fragen.
Fragt zuerst immer die Eltern, bevor ihr ein Foto von einem anderen Kind teilt, selbst wenn es sich um enge Freunde oder sogar Verwandte handelt: "Dieses Foto von Emil ist so süß! Darf ich es auf Instagram teilen?"
Auch wenn dies einigen Eltern selbstverständlich erscheinen mag, stellen wir es an die erste Stelle, denn eine Avast-Umfrage aus dem Jahr 2020 über das Online-Verhalten von Eltern ergab, dass die überwiegende Mehrheit der Eltern in den USA und in England nicht um Erlaubnis fragen, bevor sie Fotos von fremden Kindern veröffentlichen: In England z.B. fragen nur 23 Prozent der Eltern vorab um Erlaubnis. Man kann sich vorstellen, dass daraus eine Menge Konfliktpotenzial entsteht.
2. Geht nicht davon aus, dass jeder die gleichen Maßstäbe hat.
Vielleicht ist es für euch völlig in Ordnung, wenn Fotos eurer Kinder geteilt werden. Vielleicht habt ihr euch aber darüber Gedanken gemacht und eure persönlichen Regeln aufgestellt: z.B. in Chatgruppen ist es ok, aber nicht auf Facebook oder Instagram. Das ist ok, aber es ist ebenso in Ordnung, wenn andere Menschen andere Standards haben.
Außerdem können sich diese Dinge im Lauf der Zeit ändern, vor allem, wenn die Kinder älter werden und mehr eigene Mitspracherechte bekommen. Es lohnt sich, das Thema in regelmäßigen Abständen mit anderen Eltern zu diskutieren, da sich auch die sozialen Medien und die Privatsphäre-Einstellungen auf den einzelnen Kanälen permanent ändern.
3. Verwendet Emojis, um Gesichter von fremden Kindern zu verdecken.
Eine Möglichkeit, Bilder zu teilen, ist zu fragen, ob du das Gesicht des Kindes mit einem Emoji verdecken kannst. Auf diese Weise könnt ihr den spaßigen oder süßen Moment eures Kindes online teilen, ohne dass das andere Kind für jeden zu erkennen ist.
Manche Eltern sind jedoch selbst mit dieser Lösung nicht einverstanden. Daher ist es sehr wichtig, auch in diesem Fall vor dem Posten um Erlaubnis zu fragen.
4. Verwendet das “Snipping-Tool”.
Hier die einfachste Lösung: Schneidet das andere Kind einfach aus dem Bild heraus! Auf jedem Computer und Handy gibt es Apps, mit denen das ganz leicht geht.
5. Löscht Bilder, wenn ihr darum gebeten werdet.
Wenn ihr ein Foto postet, aber die Eltern des Kindes euch bitten, es zu löschen, tut dies bitte sofort. Diskutiert in diesem Fall nicht.
Denkt daran: Ihr habt keine Rechte an den Bildern der Kinder anderer Leute. Behandelt sie so, wie ihr selbst behandelt werden möchtet, indem ihr das Bild löscht und um Entschuldigung bittet.
Fazit
Das Teilen von Bildern anderer Menschen - und dazu gehören auch fremde Kinder - ist übergriffig und greift in Persönlichkeitsrechte anderer Familien ein. Ihr solltet euch darüber hinaus Gedanken machen, wie ihr es bei euren eigenen Kindern handhabt.
Es gibt immer mehr Familienblogger*innen, die ihre Kinder unzensiert im Netz zur Schau stellen und vermarkten. Der private Schlafplatz, die Krankheit, Geschrei und Wutanfälle werden vor der Kamera und einem Millionenpublikum gezeigt. Kinderschützer*innen fürchten dahingehend fehlende Kontrolle. Strafbar ist das zwar alles nicht, die Kinder werden aber zu öffentlichen Akteur*innen und können sich nicht äußern, ob sie überhaupt freiwillig im Internet “auftreten” wollen. Auch wenn das Kind älter wird, kann dies zu Konflikten führen: Es gab bereits Fälle, in denen Kinder ihre Eltern wegen im Internet veröffentlichter Bilder verklagt haben.
Macht euch Gedanken, ob ihr mit dem Teilen von Fotos und Videos euren und anderen Kindern etwas Gutes tut und sprecht mit eurem Partner/eurer Partnerin und anderen Eltern darüber.
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