Schulstart nach dem Sommer: Digitales Lernen und Homeschooling bleiben Herausforderungen

Kristina Ohr 7 Sep 2020

Schule zu Hause war während des Lockdowns für viele Familien ein Balanceakt zwischen Selbstorganisation und Überforderung.

Auch jetzt zum Schulstart bleibt das Thema aktuell, denn einzelne Schulen könnten schnell wieder schließen, wenn es Infektionen gibt. Doch wie genau stehen deutsche Eltern zum Thema “digitales Lernen” in Bezug auf ihre Kinder? Wir haben eine Umfrage durchgeführt und geben Eltern Tipps an die Hand.

Deutschland im Frühsommer 2020: In den Zeitungen und im Fernsehen häuften sich die Berichte über Eltern, die sich unzufrieden mit der Situation hinsichtlich geschlossener Schulen, Unterrichtsausfall und Homeschooling zeigten. Viele Familien fühlten sich mit der neuen Situation vollkommen allein gelassen. Wobei man keineswegs von einer einheitlichen Lage sprechen kann: Es gab große Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern und Kommunen, je nachdem, ob den Schülern Geräte wie Computer und Tablets zu Hause zur Verfügung standen, sowie ob Online-Unterricht oder die Nutzung von Lernplattformen von den Schulen angeboten wurden. 

Überforderung als Grund für die Unzufriedenheit

Grund genug für uns, den Blick auf die Situation zu vertiefen und eine Umfrage durchzuführen. Wir haben über 6.000 Eltern in 12 Ländern befragt - davon mehr als 500 Eltern in Deutschland. 42 Prozent der deutschen Eltern waren demnach in der Phase der Kontaktbeschränkung unzufrieden mit dem Homeschooling insgesamt. Bei etwa einem Viertel war die allgemeine Überforderung damit, die Kinder beim digitalen Lernen zu unterstützen, wohl der Hauptgrund für die Unzufriedenheit. 23 Prozent der Eltern gaben an, sich Kenntnisse über neue Online-Lösungen, wie z.B. Messaging-Apps, Videokonferenz-Software, Webplattformen etc. aneignen zu müssen, wenn diese Lösungen von Lehrern in der Zeit der geschlossenen Schulen eingesetzt wurden. 

 

Wie gestaltete sich das digitale Lernen während des Lockdowns? 

Ein einheitliches Bild für Deutschland lässt sich nicht zeichnen. Dies hängt zum einen an der heterogenen digitalen Ausstattung der Familien selbst und zum anderen an den sehr unterschiedlichen Lernangeboten der Schulen. Bei unserer Umfrage stellte sich heraus, dass 40 Prozent der Schüler einen eigenen PC nutzen und fast ebenso viele einen Familien-PC. Die Aufgaben bzw. den Lernstoff erhielten die Kinder mehrmals pro Woche per E-Mail oder über eingesetzte Lernplattformen.  

Im internationalen Vergleich fiel auf, dass in Deutschland wenig Online-Ersatzunterricht, stattfand: Interaktiv mit einem Videotool wie z. B. Google Classroom, Microsoft Teams oder Zoom wurden nur 41 Prozent der Kinder von unseren befragten deutschen Familien unterrichtet. Hier hinkt Deutschland deutlich hinterher, denn in den USA z. B. wurde für mehr als 70 Prozent der Kinder Unterricht via Videokonferenz angeboten. 

 

Vermehrte Mediennutzung und Sicherheitsaspekte

Nach dem Homeschooling ging es online weiter: Fast die Hälfte der von uns befragten Eltern gab an, dass ihre Kinder mehr Zeit im Internet verbrachten als vor der Pandemie; zusätzlich zu Schulaktivitäten waren Kinder mind. zwei Stunden pro Tag mit Online-Aktivitäten beschäftigt, wobei der Einsatz von YouTube und Messaging-Diensten am meisten anstiegen. 

Die Sicherheit beim Lernen und Surfen kommt leider zu kurz: Nur 50 Prozent der Eltern sichert die Geräte der Kinder für das Online-Lernen mit Antivirenprogrammen ab. Gerade Kinder können viele Cybergefahren nicht einschätzen und erkennen, weswegen ein Virenschutzprogramm hilfreich zur Vorbeugung eingesetzt werden kann. Was das Thema Mediennutzung angeht, klären weniger als die Hälfte der Eltern ihre Kinder darüber auf, woran man zuverlässige Quellen bei der Online-Suche erkennt. Rund ein Drittel der Eltern berichteten sogar von Schularbeiten, die andere Schüler offen auf Webseiten einsehen konnten. 


Unsere Tipps für das neue Schuljahr

Keiner von uns weiß, was das neue Schuljahr mit sich bringen wird und ob einzelne Schulen eventuell schon bald wieder schließen müssen. Bayern plant beispielsweise die Anschaffung von bis zu 370.000 mobilen Geräten für Schüler und Lehrer. Ob diese auch für das Homeschooling und Lernen zu Hause genutzt werden können, ist derzeit noch unklar.   

Damit Sie und Ihre Kinder mit einem guten Gefühl in das neue Schuljahr starten können, möchten wir Ihnen einige Tipps mit auf den “virtuellen Schul- und Lernweg” geben: 

  1. Installieren Sie einen Premium-Virenschutz auf allen Geräten, die Ihre Kinder nutzen. 

  2. Verwenden Sie starke, einmalige Passwörter und einen Passwort-Manager zur einfachen Verwaltung. Jugendliche sollten nach einer Einführung in der Lage sein, einen Passwort-Manager selbständig zu verwalten.

  3. Aktivieren Sie bei allen Programmen und Apps, die einen Log-in erfordern, Zwei-Faktor-Authentifizierung und laden Sie eine App dazu herunter, wie z.B. Google Authenticator.

  4. Stellen Sie mit Ihrem Kind klare Regeln auf: Beschränken Sie die Online-Zeit und sprechen Sie darüber, wie diese genutzt wird. Begrenzen Sie sowohl Zeit als auch Inhalte ggf. durch eine Kindersicherung.

  5. Lassen Sie Ihr Kind nicht alleine im Netz: Sprechen Sie darüber, dass man im Internet nicht anonym ist, welchen Einfluss Fake News haben, wie sich zuverlässige Quellen finden lassen und wie man sich bei Cybermobbing verhält. Warum nicht gemeinsam mit Ihrem Kind einen Kurs zum Thema Mediennutzung besuchen?

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