Jaya Baloo möchte anderen Frauen zeigen, wie sie die beste Fürsprecherin in eigener Sache sein können.
Jaya Baloo, Chief Information Security Officer bei Avast, hatte eigentlich nie vor, einen technischen Beruf oder einen in der IT-Branche zu ergreifen. Die am Internationalen Frauentag in Indien geborene Baloo kam mit vier Jahren in die USA, wo ihre Eltern bei den Vereinten Nationen in New York beschäftigt waren. Dort kam sie erstmals mit Computern in Berührung.
"Ich war das einzige Mädchen in meiner Klasse, das sich für Computer interessierte, einen besitzen und damit spielen wollte", erinnert sich Baloo. "Ich sah das nur als Hobby, wahrscheinlich weil es die anderen Mädchen nicht taten. Es gab keine weiblichen Vorbilder und so wäre es mir nie in den Sinn gekommen, einen entsprechenden Beruf zu wählen. Ich gewöhnte mich nach und nach an die Vorstellung, dass ich mit meinem Interesse an Technologie und Computern einfach ein bisschen seltsam war."
Baloos Interesse verstärkte sich, als sie während ihres Studiums in Harvard einen Nebenjob suchte. Sie fand ihn im CyberSmith, einer Art "Internet-Café der ersten Stunde", wo sie Besuchern den Umgang mit Virtual-Reality-Stationen zeigte, Vorträge über das Internet hielt, v.a. darüber "wie Computer miteinander verbunden werden können und welche Möglichkeiten dies eröffnen könnte."
Doch obwohl sie nun damit etwas Geld verdiente, blieb IT für Baloo ein Hobby, das in ihrem Studium keinen Platz hatte. Stattdessen wollte sie in die Fußstapfen ihrer Eltern treten und studierte Politologie in Harvard. "Ich habe ein Praktikum bei der Nichtregierungsorganisation Freedom House gemacht, weil mir Recht und Politik weiblicher und konventioneller als berufliche Wirkungsfelder vorkamen", so Baloo. "Auf dem Gebiet der internationalen Beziehungen arbeiten viele Frauen. Deshalb konnte ich mir das eher vorstellen als einen Einstieg in die komplett von Männern dominierte IT-Branche. Mir fällt kein einziges weibliches Vorbild aus dieser Zeit ein."
Sie studierte also tagsüber Politologie und arbeitete nebenbei im Internetcafé und Computerladen. Dann wurde ein Kunde aus New York auf ihr Talent aufmerksam und bot ihr einen Job bei der Großbank Bankers Trust an. "Das war meine erste richtige Stelle und ich dachte mir, warum weiter Politologie weiterstudieren, wenn es mir hier doch so gut gefällt."
Und so wurde aus dem etwas seltsamen Hobby, mit dem sie unter all den Jungs aufgefallen war, ein Beruf. Im Lauf der Zeit wechselte sie von Unternehmen zu Unternehmen und lernte das System so von Grund auf kennen. Heute ist Baloo als weibliche Führungskraft und CISO bei Avast wieder hauptsächlich von Männern umgeben. Und das ist nicht immer einfach. Sie steht ständig unter dem Druck, sich beweisen zu müssen: um jede einzelne Sprosse zu rechtfertigen, die sie erklommen hat, und um sich dort zu halten, wo sie jetzt angekommen ist.
"Um ehrlich zu sein, kenne ich auch Männer, denen es so geht, aber kein Mann sagt sich ständig, dass er mehr tun muss, um besser zu sein", erklärt Baloo. "Bei mir ist das stark ausgeprägt und mein Perfektionismus ist nicht unbedingt immer gesund."
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Es ist nie zu spät für einen Neuanfang
Als eine der ersten Frauen in der Technikbranche, die als Mädchen "kein einziges weibliches Vorbild" hatte, engagiert sich Baloo für die Förderung von Frauen in Technikberufen. Derzeit betreut sie fünf Frauen als Mentorin. Ihr erster Rat? Seid die besten Verfechterinnen eurer eigenen Sache.
"Baut euch eine Marke auf, macht euch klar, was ihr könnt, und sorgt dafür, dass ihr das kommuniziert", erklärt Baloo. Sucht die eine Sache, die euch dabei helfen kann und dann macht ihr sie. Apropos Mut: Baloo springt selbst gerne einfach ins kalte Wasser, obwohl das auch schiefgehen kann.
"Wenn mir etwas Angst macht, denke ich Mensch, jetzt spring einfach. Das gehört zu meinem impulsiven Wesen. Ich springe, selbst wenn ich das manchmal besser hätte bleiben lassen. Manchmal tut es weh. Manchmal fällt man hin. Und trotzdem ist es mein Motto: einfach springen!"
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