Stellen Sie sicher, dass Sie mit dem Austausch von Daten für den Fitbit-Service einverstanden sind.
Ich denke viel über meinen Körper nach. Ich denke darüber nach, wie er sich anfühlt, was ich ihm Gutes tun kann, welche Glieder schmerzen, ob ich gut schlafe usw. Aktuell beschäftigt mich natürlich auch, welche Symptome mein Körper im Falle einer Corona-Infektion aufzeigen würde - wer kann das schon verneinen. Sie verstehen, was ich meine?
Als jemand, der viel über seinen Körper nachdenkt, habe ich mich dazu entschieden, mir eine Fitness-Uhr der Marke “Fitbit” zuzulegen. Erst einige Zeit später wurde mir bewusst, dass mir diese Uhr zwar eine Menge Informationen über meinen Körper liefert, ich aber tatsächlich sehr wenig darüber weiß, was genau auf der anderen Seite mit meinen Gesundheitsdaten passiert.
Welche Gesundheitsdaten trackt die Fitbit-Uhr?
Der Zweck der “Fitbit” ist, Ihnen mehr Klarheit und Informationen über Ihren Gesundheits- und Fitnesszustand zu liefern. Jeder Nutzer kann selbst entscheiden, welche Daten er erfassen möchte. Viele tracken z.B.:
- Den Schlaf: Zeit und Dauer
- Die Herzfrequenz: Tag und Nacht
- Schritte pro Tag und pro Stunde
- Gewicht
- Kalorienbilanz am Tag, inkl. Kalorienzählen der konsumierten Lebensmittel
- Bewegung & sportliche Aktivitäten
Man kann sich außerdem mit Freunden verbinden und diese zu sportlichen Challenges herausfordern. Eine Möglichkeit ist, mit der besten Freundin zu vereinbaren, dass man täglich eine bestimmte Anzahl an Schritten geht oder dass eine versucht, mehr Schritte am Tag zu erreichen als die andere.
Kommen wir zu den weniger offensichtlichen Dingen. Hier weiß die Fitbit nämlich auch:
- Wann ich aufwache und wann ich ins Bett gehe: durch das Schlaftracking
- Profilinformationen: Geburtstag, Geschlecht, Größe, Gewicht, Standort (wenn man ihn teilt - ich tue es nicht)
- Zeitzone: wird erfasst, wenn Sie Ihren Standort freigeben
- IP-Adresse: wird erfasst, wenn Sie die Fitbit-Website besuchen
Was Fitbit potenziell herausfinden könnte
Und dann gibt es noch die Informationen, die Fitbit über Sie wissen könnte, wenn sie es wirklich wollten. Hierbei handelt es sich um rein hypothetische Vermutungen - es gibt keine Beweise dafür, dass Fitbit ein Interesse daran hat, diese Dinge über die Nutzer herauszufinden. Ich möchte Ihnen lediglich aufzeigen, wie Daten in Zukunft verwendet werden könnten.
Meinen Fokus habe ich darauf gelegt, ob Fitbit erkennen kann, wann ein Anwender beispielsweise Substanzen wie Alkohol konsumiert. Vor Ausbruch der Pandemie verbrachte ich zum Beispiel einen ausgiebigen, feucht fröhlichen Nachmittags-Brunch mit Freunden. Alles in allem war es ein sehr ungesunder Tag. Wieder zurück daheim, sagte mir die Fitbit, dass ich an diesem Tag über 3.000 Kalorien verbrannt hatte, obwohl ich mich kaum bewegt hatte. Woran lag das?
Also habe ich etwas nachgeforscht. Laut Beiträgen auf der Fitbit-Community-Webseite ist es üblich, dass die Herz-Ruhefrequenz sowohl während des Alkoholkonsums als auch ein paar Tage danach um ein paar Schläge ansteigt. Dies kann Ihre Fitbit "verwirren", da eine höhere Herzfrequenz eigentlich für mehr körperliche Aktivität stehen sollte - in meinem Fall bedeutete es lediglich, dass ich “zu tief ins Glas geguckt hatte”.
Bei weiterem Stöbern in der Fitbit-Community stieß ich auf so einige interessante Geschichten, wozu Anwender ihre Fitbit nutzen. In einem Beitrag aus dem Jahr 2018 ging es z. B. darum, wie sich härtere Drogen auf die Gesundheitsdaten auswirken, die die Fitbit trackt. Es gab auch Geschichten von Musikfestivals, auf denen User versucht haben, ihren Drogenkonsum per Fitbit zu überwachen.
Es mag weit hergeholt erscheinen, aber ich habe mich Folgendes gefragt: Kann jemand - mit Zugriff auf die Fitbit-Daten eines Nutzers - durch eine Kombination aus Standortdaten (Halten Sie sich gerade in einem Club oder auf einem Festival auf?), Tageszeit und auffälliger Herzfrequenz feststellen, ob jemand eine “illegale Substanz” konsumiert hat? Damit so ein Unterfangen funktioniert, müssten aggregierte Daten untersucht werden, um die eindeutigen Marker einer Aktivität (wie die Einnahme einer illegalen Substanz) von anderen Aktivitäten zu unterscheiden. Dies ist zwar momentan unwahrscheinlich, aber selbst ein einfacher Blick auf die Daten einer Person können es ermöglichen, weitreichende Schlüsse über deren Gesundheitszustand zu ziehen.
Wer weiß, wie die Dinge in der Zukunft aussehen? Es muss sich nicht mal um Drogenkonsum handeln; vielleicht werden wir von unserer Krankenkasse in einen teureren Tarif eingestuft, wenn unsere Smartwatches messen, dass wir uns regelmäßig zu wenig bewegen und zu viele Kalorien zu uns nehmen?
Was macht Fitbit mit unseren Daten?
Innerhalb der EU gilt grundsätzlich die DSGVO (Datenschutzgrundverordnung). Europäische Fitbit-Nutzer werden um eine ausdrückliche Zustimmung gebeten, wenn sie "Aktionen durchführen, die dazu führen", dass Fitbit "Gesundheitsdaten oder eine andere besondere Kategorie personenbezogener Daten, die der DSGVO unterliegen", erhält. Dies betrifft z.B. Trainings- und Aktivitätsdaten. Auch die Zustimmung zur Weitergabe von Daten an Dritte sowie zur Datennutzung für Marketingzwecke kann jederzeit widerrufen werden.
Was bekomme ich im Austausch für meine Daten?
Fitbit ist insofern "kostenlos", als dass man einmal für das Gerät bezahlt und das war's - es entstehen keine weiteren Kosten für den späteren Zugriff auf die App und alle Daten inkl. Auswertungen und Zugang zur Fitbit-Community. Im Gegenzug werden meine Gesundheitsdaten auf den Fitbit-Servern gespeichert.
Für mich ist der Vorteil des Tauschs Daten vs. Fitbit-Zugang klar. Meine Fitbit ist mein am dritt-meisten genutztes Gerät; nach meinem Laptop und Smartphone. Ich schaue dutzende Male am Tag darauf, sei es, um die Uhrzeit, meine Schritte, meinen Kalorienverbrauch, meine Herzfrequenz beim Training oder die Dauer eines Workouts zu überprüfen. Die “Uhr” ist ein wesentlicher Teil meines persönlichen Gesundheitskonzeptes.
Fitbit gehört nun zu Google - was bedeutet das für die Nutzer?
Wir haben vor Kurzem auf unserem Twitter-Kanal darüber berichtet, dass Fitbit nun von Google gekauft und der Deal final abgewickelt wurde. Vor allem in Europa haben sich viele Fitbit-Nutzer darüber gesorgt, was dies nun für Ihre Daten bedeutet, da Google nun auch Zugriff auf die Gesundheitsdaten hat. Google hatte dazu in einem Statement verkündet, dass es bei dem Deal um Geräte und nicht um Daten ging und dass man die Privatsphäre der Fitbit-Nutzer bestmöglich schützen will. Zudem versprach das Unternehmen, dass die Gesundheitsdaten nicht für “Google Ads”, die Google-Werbeanzeigen, genutzt werden.
Es bleibt spannend, wie sich der Trend rum um Smartwatches und Gesundheitsdaten entwickeln wird. Nicht zuletzt auch, wie wir selbst und andere diese Daten nutzen werden.
Interessiert an mehr News von uns? Folgen Sie uns auf Facebook und auf Twitter!