Mit der richtigen Kommunikationsstrategie können Sie Senioren dazu befähigen, sich selbst um ihre Sicherheit online zu kümmern.
Den Statistiken des FBI und anderen Strafverfolgungsbehörden zufolge nimmt die Cyberkriminalität gegen ältere Menschen weltweit zu. Das hat auch damit zu tun, dass immer mehr Senioren online aktiv sind. Die Pandemie hat diesen Trend vermutlich noch verstärkt. In einer Umfrage des IT-Branchenverbandes Bitkom von 2020 gaben 69 Prozent der Senioren über 65 Jahren an, dass sie die Digitalisierung als Chance sehen. Glücklicherweise können Sie Maßnahmen ergreifen, um Ihre älteren Familienmitglieder vor Online-Betrügern zu schützen.
Sprechen Sie mit ihnen zunächst darüber, worauf sie im Internet achten sollten und wie sie sich schützen können. Sie sollten mit ihnen reden, nicht auf sie einreden. Ihre älteren Verwandten haben viel Lebenserfahrung; sie haben ihr Leben lang eigene Entscheidungen getroffen und sich auf ihr persönliches Urteilsvermögen verlassen. Es ist unwahrscheinlich, dass sie von jemandem "belehrt" werden wollen, der 20, 30 oder gar 50 Jahre jünger ist als sie selbst.
Denken Sie einmal darüber nach: Würde es Ihnen gefallen, wenn sie von Ihrer Nichte oder Ihrem Neffen über die Sicherheit eines Stadtviertels belehrt werden würden, in dem Sie schon gelebt haben, bevor Ihre Nichte oder Ihr Neffe geboren wurden? Vermutlich nicht!
Mehr zu diesem Thema: Internet-Sicherheitstipps für Senioren (Video auf unserer Facebook-Seite).
Versuchen Sie den Ansatz, dass sich Senioren selbst um ihre Online-Sicherheit kümmern sollten. Beginnen Sie das Gespräch damit, dass Sie gemeinsam den Namen der Großmutter googeln und ihr somit zeigen, welche Informationen über sie im Internet öffentlich zugänglich sind. Auf diese Weise können Sie ihr vor Augen führen, wie einfach ein potentieller Betrüger Informationen über eine beliebige Person erhalten kann.
Sie können den Senioren auch Links des BKA, des jeweiligen LKA und der Verbraucherzentrale zukommen lassen. Dort finden sie jede Menge Informationen zu aktuellen Betrugsmaschen und Malware, die im Umlauf sind.
Sie können sich ihnen auch als Ansprechpartner für all jene Fälle anbieten, wenn Ihre Liebsten den Verdacht auf einen Betrugsversuch haben, natürlich, ohne dass sie dabei das Gefühl bekommen bloßgestellt zu werden. Sagen Sie ihnen, dass sie jede E-Mail, jede Direktnachricht, jedes Popup – einfach alles – mit Ihnen teilen können, und dass Sie ihnen dabei helfen werden herauszufinden, ob die jeweilige Mitteilung seriös ist oder nicht. Auf diese Weise können Sie Ihren Eltern (bzw. Großeltern oder Ihrer Tante oder Ihrem Onkel) unterstützen.
Zu guter Letzt sollten Sie niemals automatisch davon ausgehen, dass Ihre älteren Verwandten nichts von Technik verstehen. Fragen Sie nach, welche Technologien sie nutzen und hören Sie aufmerksam zu, was sie Ihnen erzählen.
So können Sie mit älteren Menschen über bestimmte Betrugsmaschen sprechen
Sie können sich mit Ihren Liebsten auch über konkrete Betrugsmaschen unterhalten, auf die sie im Internet stoßen könnten. Hier finden Sie Informationen darüber, wie man einige der geläufigsten Online-Betrugsversuche, die es auf ältere Menschen abzielen, erkennen kann.
1. Phishing
Phishing ist eine Art Überbegriff für viele verschiedene Betrugsarten. So können Betrüger ihre Opfer per E-Mail, Telefon, Direktnachricht oder SMS kontaktieren, um sie dazu zu bewegen, wertvolle Daten an sie zu übermitteln. Beispielsweise könnte sich ein Betrüger als ein Familienmitglied ausgeben und Ihrer Großmutter einen Link senden, der Malware enthält oder der sie auf eine gefälschte Webseite weiterleitet, wo sie zur Eingabe ihrer persönlichen Daten, z. B. ihrer Kontodaten, aufgefordert wird.
Am besten kann man sich gegen Phishing-Betrug schützen, indem man mit dem vermeintlichen Absender der E-Mail oder Textnachricht Rücksprache hält und sich vergewissert, dass die Nachricht von ihm stammt, bevor man auf irgendetwas klickt. Sagen Sie Ihren Liebsten, dass sie Sie einfach anrufen oder Ihnen eine Textnachricht mit einem kurzen „Hallo, hast Du mir das geschickt?“ schicken sollen. Empfehlen Sie ihnen auch, dass sie auf ihr Bauchgefühl hören sollen! Wenn sich der Wortlaut einer Nachricht seltsam anhört oder Sie normalerweise ein anderes Kommunikationsmedium nutzen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ein Betrugsversuch vorliegt.
2. Love-Scams
Auch Senioren daten online bzw. unterhalten sich auf Plattformen mit unbekannten Kontakten. Von Love-Scams (oder auch „Romance-Scams“) spricht man, wenn ein Betrüger eine Person im Internet findet, Kontakt mit ihr aufnimmt, eine virtuelle Beziehung mit ihr aufbaut und sie dann um Geld bittet. Bevor Sie sich überhaupt mit jemandem unterhalten, sollten Sie nach den typischen Anzeichen für Love-Scams Ausschau halten: Männliche Betrüger verwenden oft Soldatenfotos und weibliche Betrüger Fotos, auf denen ästhetisch-plastische Eingriffe erkennbar sind. Oftmals zeichnen sich ihre Nachrichten durch eine schlechte Grammatik und Rechtschreibung aus.
So erkennt man allerdings nur die offensichtlichsten Betrüger. Weniger augenscheinliche Betrüger nutzen Informationen, die sie aus anderen Online-Quellen zusammengetragen haben, um eine Zielperson dazu zu bringen, sich in sie zu verlieben. Oftmals "drängen" sie ihr potenzielles Opfer dazu, die Unterhaltung außerhalb der Dating-App oder -Plattform fortzuführen, wo es zum Erstkontakt kam. Persönliche Treffen werden meist vermieden.
Sobald ein Romance-Scammer überzeugt ist, dass sein potentielles Opfer sich in ihn verliebt hat (oder dass dem Opfer zumindest viel an ihm liegt), wird er sein Opfer um Geld bitten. Manchmal ist die Rede von einem "vorübergehenden Vorschuss" oder Leihgaben.
Sprechen Sie mit Ihren Liebsten über diese Art von Betrug, vor allem wenn diese Single und möglicherweise online auf Beziehungssuche sind. Sie können ihnen auch zeigen, wie man eine umgekehrte Bildsuche durchführt, um die Identität der auf einem Foto abgebildeten Person zu überprüfen.
3. Technische Support-Betrügereien
In Indien bilden betrügerische Anrufe von vermeintlichen Support-Mitarbeitern eine regelrechte Branche. Und obwohl es sich hierbei rein technisch gesehen um keinen Internetbetrug handelt, da für diese Betrugsmasche das Telefon eingesetzt wird, sind technische Support-Betrugsmaschen eng mit dem Internet verbunden. Manchmal erscheint auch ein Warnhinweis auf dem Gerät der Zielperson, bevor die Betrüger anrufen.
Für gewöhnlich wird das Opfer von einer Person angerufen, die sich für einen Mitarbeiter eines seriösen Unternehmens wie Microsoft oder Apple ausgibt. Er nennt dem Opfer einen vorgeschobenen Grund, wieso er Zugriff auf seinen Computer benötigt oder er überzeugt das Opfer, ihm seine Kreditkarten- oder Kontodaten zu übermitteln. Zu Beginn des Jahres warnte die Verbraucherzentrale wieder vor zahlreichen Anrufen durch vermeintliche Microsoft-Mitarbeiter.
Sie sollten Ihre älteren Familienmitglieder nicht nur über die Existenz dieser Betrugsmasche aufklären, sondern ihnen auch sagen, dass ein seriöses Unternehmen sie niemals von sich aus anrufen würde, um "technischen Support" anzubieten.
4. Der altbekannte "Enkeltrick"
Enkeltricks sind möglicherweise die heimtückischste Betrugsmasche auf dieser Liste. Hierbei handelt es sich um eine Art Phishing-Betrug, bei dem Betrüger im Internet – z. B. auf Social-Media-Plattformen – nach Informationen suchen, aufgrund derer sie ihre Opfer telefonisch kontaktieren und vorgeben, das Enkelkind sei in einer Notlage. Und natürlich braucht er/sie Geld, um aus der misslichen Lage herauszukommen.
Sagen Sie Ihren Großeltern, dass Sie sie niemals zu etwas Derartigem auffordern würden. Um auf Nummer sicher zu gehen, können Sie mit Ihren Großeltern etwas wie ein Codewort vereinbaren, mit dem diese überprüfen können, ob es sich beim Anrufer tatsächlich um Sie handelt.
Denken Sie daran: Es gibt mittlerweile regelrechte „Branchen“, deren gesamtes Geschäftsmodell darauf ausgerichtet ist, ältere Menschen um ihr Geld zu betrügen. Wenn Ihre Liebsten dennoch betrogen werden, müssen Sie sich dafür nicht schämen. Lassen Sie sie wissen, dass Sie immer für sie da sein werden, egal was passiert.
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