Einfach mal "abschalten"

Fer Palomino 16 Nov 2021

Ich wusste nicht, wie sehr ich es brauchte, von der digitalen Welt abzuschalten.

Vor ein paar Wochen kam ich vom Fitnessstudio nach Hause und ging sofort ins Bad, um mir die Hände zu waschen, natürlich weil es "Corona-Zeiten" sind. Ich schaute weiter auf mein Handy und stellte fest, dass ich nur noch 20 Prozent Akku hatte, also stöpselte ich es zum Laden an und stellte fest, dass ich mein Handy versehentlich beim Händewaschen nass gemacht hatte.  

So konnte ich es nicht aufladen: Ich wartete Minuten, die zu Stunden wurden und konnte mein Smartphone eine gefühlte Ewigkeit lang nicht mehr aufladen. Bevor sich mein iPhone endgültig verabschiedete, gab ich meinen beiden besten Freundinnen und meiner Mutter Bescheid, dass ich wohl eine Zeit lang nicht erreichbar sein würde. Eine kleine Batterie-Reserve wollte ich mir noch aufheben, da ich ausschließlich mein Handy auch als Wecker benutze. 

Ich schlief früh ein, weil mir "alles langweilig vorkam", und am nächsten Morgen wachte ich fünf Minuten vor dem Wecker auf. Es gab keine Schlaflosigkeit, ich wachte nicht in den frühen Morgenstunden auf, ich hörte nicht wie sonst die Geräusche meiner Nachbarn oben drüber. Es war so lange her, dass ich wie ein Baby geschlafen hatte. Ob das vielleicht daran lag, dass ich mein Handy einfach ausgeschaltet hatte?!

Was will ich damit sagen? Kurz gesagt, ich hatte keine Angst mehr davor, dass mein Gerät nicht zu 100 Prozent für mich arbeitet, sondern hatte die Gewissheit, dass es ausgeschaltet ist und ich mich ohne Unterbrechung ausruhen kann.

An dem Tag, an dem ich diesen Blogbeitrag schreibe, habe ich beschlossen, nicht mehr ständig digital erreichbar zu sein, um mich auf die Arbeit, meinen Hund und mich zu konzentrieren. Ist das einfach? Nein, natürlich nicht. Aber ich habe mein Telefon in eine Schublade gelegt und bisher waren es ziemlich produktive drei Stunden.

Ist es möglich, vollständig digital "abzuschalten"? Es kommt darauf an. Nicht für mich. In meinem Job lebe ich von den sozialen Medien, und ich könnte definitiv nicht abschalten, aber ich habe festgestellt, dass es mir guttut, nicht den ganzen Tag auf Instagram (meiner Lieblings-Plattform) zu sein. 

Ich gehöre auch zu den Menschen, die nach dem Aufwachen als Erstes zum Handy greifen: Ich gehe auf Instagram, sehe mir die neuesten Stories und Posts an. Anschließend schaue ich bei Twitter rein, um zu sehen, mit welchem Trends der Tag startete. Schließlich verbringe ich einige Zeit in WhatsApp, lese und beantworte Nachrichten und logge mich schließlich noch bei Facebook ein, um meinen Newsfeed zu checken. Das passiert jeden Tag und diese Routine wiederholt sich im Laufe des Tages viele, viele Male.

Ich bilde mir ein, dass mir Social Media zur Erholung verhilft: Witzige Memes, süße Welpen-Videos und meine Horoskop-Vorhersagen sind manchmal so hilfreiche Ablenkungen im grauen Alltag. Aber verpasst man wirklich etwas, wenn man einmal einen Tag aussetzt?

Wir alle brauchen einmal eine Pause und dass Social Media-Auszeiten guttun ist inzwischen psychologisch erwiesen. Kürzlich habe ich auf Instagram ein Bild gesehen, auf dem stand: Ausruhen heißt auch etwas tun. Ja, das ist völlig richtig, und manchmal wissen wir gar nicht, wie sehr wir es brauchen.

Wie kann man also eine Pause von der digitalen Welt einlegen? Spoiler-Alert: Das Handy so wie ich nass zu machen, ist nicht zu empfehlen. Aber die folgenden Tipps kann jede/r beherzigen: 

  1. Schaffe dir eine Routine, bei der du mind. 1 Stunde vor dem Schlafengehen alle Geräte ausschaltest.
  2. Gönne dir auch tagsüber mal Pausen, indem du dein Handy für ein paar Stunden in den Flugmodus schaltest bzw. ausschaltest. 
  3. Verbanne das Smartphone aus dem Schlafzimmer und benutze stattdessen wieder den guten alten Wecker! 
  4. Nutze die "Bitte nicht stören"-Funktion deines Gerätes, wenn du dich wirklich auf eine Tätigkeit fokussieren willst.
  5. Widme dich gezielt Offline-Aktivitäten, wie z.B. Sport, Brettspiele, Kochen oder ein Buch lesen.

Letztendlich funktioniert jeder Mensch anders, also finde deinen Weg, um so viel wie möglich “abzuschalten”. Glaube mir, du wirst den positiven Effekt wahrnehmen. 

Ich weiß, dass ich heute wahrscheinlich eine Menge Memes, einige Geschichten und ein paar Trends des Tages verpassen werde. Aber ich habe auch meine Arbeit, mein Privatleben und ein 580-seitiges Buch, das darauf wartet, gelesen zu werden.

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