Elon Musk muss nicht wissen, WER genau Twitter nutzt - er muss nur sicherstellen, dass es sich nicht um Bots handelt.
Für Elon Musk geht es bei der Übernahme von Twitter um Milliarden. Und darum, wie er einen offeneren, freieren und gleichzeitig verifizierbaren Umgang mit Twitter schaffen kann. Denn für Musk ist es entscheidend, dass sich Twitter-Nutzer*innen authentifizieren, auch wenn das viel Kosten und Aufwand bedeutet.
Das Identitätsproblem in den sozialen Medien
Musk ist nicht der Erste, der fordert, dass sich Nutzer*innen von Social-Media-Plattformen eindeutig identifizieren lassen. Facebook versuchte es zum Beispiel mit einem Klarnamen-Zwang. Und auch Twitter unternahm bereits Versuche, Konten zu verifizieren, und auf diese Weise den Einsatz von Bots auszubremsen sowie andere Probleme zu lösen. Doch vergebens: Die Zahl der gefälschten Konten, Bots und Pseudonyme in sozialen Netzwerken gerät zunehmend außer Kontrolle. Die Folge sind Fehlinformationen und missbräuchliche sowie bedenkliche Aktivitäten, die dem zivilen Diskurs in den sozialen Netzwerken schaden.
Einige fordern daher, dass sich alle Nutzer*innen anhand von Dokumenten wie Führerschein oder Personalausweis online legitimieren. Andere sprechen sich sogar für eine vollständige Verifizierung als Voraussetzung für die Anmeldung bei sozialen Netzwerken aus. Aber bislang hat sich keine dieser Lösungen als praktikabel erwiesen. Entweder verletzen sie Grundrechte, verstärken in unangemessener Weise die Überwachung oder schaden massiv der Privatsphäre der Nutzer*innen. Nicht zuletzt geht es um Datenschutz, der als bedroht gilt, wenn a) große Tech-Unternehmen ihre Nutzer*innen noch besser kennenlernen und b) für die Sicherheit der Daten Verantwortung tragen müssen.
Ein Weg nach vorn für die Identitätsüberprüfung
Wer genau hinsieht, wird aber feststellen, dass es Musk nicht um die persönlichen Identitäten der Twitter-Nutzer*innen geht. Elon Musk will nicht wissen, WER genau Twitter nutzt - er will nur sicherstellen, dass es sich um keine (ungewollten) Bots handelt.
Aufgrund der vielen gescheiterten Versuche, dieses Problem auf Social-Media-Plattformen zu lösen, braucht es einen neuen Ansatz. Am besten eine universelle Lösung, um Themen wie Konto-Betrug und Spam-Bots endlich in den Griff zu bekommen. Dabei sollte es keine Rolle spielen, ob es um Twitter, Facebook, Instagram oder Snapchat geht: Es muss endlich einen intelligenten Weg geben, überprüfen zu können, wer jemand ist, ohne Grundrechte wie Datenschutz und Privatsphäre zu verletzen.
Diese Lösung müsste in der Lage sein nachzuweisen, ob eine Person zweifelsohne ein Mensch ist, ohne dass diese preisgeben muss, wer sie ist. Darüber hinaus sollte sie in der Lage sein nachzuweisen, in welchem Land sie wohnt, ohne sagen zu müssen, wo genau. Und es sollte möglich sein nachzuweisen, dass sie Mitglied einer bestimmten Gruppe ist, ohne weitere persönliche Informationen zu verraten. Das Problem: Es gibt noch keine entsprechende Lösung. Die Umsetzung einer solchen stellt zweifellos eine Herausforderung dar, unmöglich ist es allerdings nicht. Folgende Punkte wären wichtig:
- Zum einen müsste ein solcher digitaler Ansatz quelloffen und transparent sein, also Open Source. So wäre es möglich, dass Entwickler*innen ihre eigenen Tools auf Grundlage der offenen Standards und Interoperabilität selbst wählen.
- Zudem sollten Privatsphäre und Sicherheit an erster Stelle stehe. Es muss sichergestellt sein, dass alle Nutzer*innen die volle Kontrolle über ihre Daten behalten und selbst bestimmen, welche Daten sie preisgeben.
- Die Daten müssten dezentral gespeichert werden. So wie wir heute immer noch zum größten Teil analoge Ausweise einsetzen, um uns zu legitimieren, sollte jeder Social-Media-Ansatz so weit wie möglich dezentralisiert sein und trotzdem eine einfache Übertragbarkeit der Daten durch Einzelne ermöglichen.
- Nicht zuletzt müssen alle Beteiligten der Lösung vertrauen können. Das bedeutet, dass es vertrauenswürdige Datenquellen gibt, die aber nicht verraten, was von wem und wo weitergegeben wurde. Andersherum: Es muss eine vertrauenswürdige Dateninfrastruktur geschaffen werden, die es unmöglich macht, Menschen zu verfolgen oder Daten ohne Zustimmung der Nutzer*innen zu verwenden.
Zusammengefasst: Das Gefühl der Unsicherheit muss verschwinden, wenn Nutzer*innen aufgefordert werden, persönliche Daten wie Namen, Adresse, Geburtsdatum und Staatsangehörigkeit im Internet preiszugeben.
Der Weg für Elon Musk und Twitter
Das Ziel von Elon Musk, die Echtheit von Twitter-Nutzer*innen sicherzustellen und auf diese Weise einen vertrauenswürdigeren Dienst zu schaffen, ist lobenswert. Aber der Weg dorthin ist gespickt mit Fallstricken rund um Themen wie digitales Vertrauen, Datenschutz und Umsetzbarkeit.
Avast ist sich dessen bewusst – wir arbeiten schließlich gerade an einer passenden Lösung. Das Ergebnis wird ein privates und sicheres Verfahren der nächsten Generation sein, mit Nutzer*innen jederzeit in der Lage sind, sich online sicher zu legitimieren. Die Zeit drängt: Datenschutzexpert*innen, Datenschutzbehörden und über 400 Millionen Avast-Kund*innen warten händeringend auf das Ergebnis. Und letztlich auch Elon Musk. Zumindest, wenn Twitter das erste soziale Netzwerk sein soll, dass die Themen Identität und Nachweis richtig löst und anwendet.
Interessiert an mehr News von uns? Folgt uns auf Facebook und auf Twitter!