Datenschutz soll Vertrauen schaffen

Datenschutz soll Vertrauen schaffen

Avast Blog 27 Nov 2020

Zusammen mit Shane McNamee erörtern wir die Ziele für Politikgestaltung, Regulierung, Datenschutz und gehen auf die zukünftige Rolle von Avast in der digitalen Welt der Privatsphäre ein.

Avast Blog: Danke, dass Du heute bei uns bist, Shane und herzlich willkommen bei Avast. Du bist erst seit ein paar Wochen hier - wie läuft es? Erzähle uns bitte ein wenig über Dich!  

Shane McNamee: Hallo und vielen Dank für die Willkommensworte. Ich habe im Oktober bei Avast angefangen und nach ein paar Wochen in diesem Job bekomme ich ein Gefühl dafür, wohin ich mit der Rolle und meiner Vision für die Datenschutz-Strategie von Avast gehen möchte. Ich bin gebürtiger Ire und von Ausbildung her Jurist. Meine bisherige Arbeit war hauptsächlich im öffentlichen Sektor und im akademischen Bereich angesiedelt, wo ich mich mit der Regulierung und Politikgestaltung im digitalen Verbraucherschutz sowie mit dem Schutz der Privatsphäre und Datenschutzthemen befasst habe. 

Bevor ich zu Avast kam, arbeitete ich bei der irischen Datenschutzkommission. Das ist eine Aufsichtsbehörde, deren Aufgabe es ist, Datenschutzgesetze wie die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) zu überwachen und umzusetzen. Dies gilt nicht nur für Irland, sondern für weite Teile Europas, wenn es um Unternehmen geht, die ihren europäischen Firmensitz in Irland haben (wovon es sehr viele gibt).

Avast Blog: Besonders freut uns, dass Du einen persönlichen Bezug zu Deutschland hast. Möchtest Du hierzu ein paar Worte sagen?

Vor meiner Zeit in der irischen Datenschutzbehörde und in der Regulierungspolitik im öffentlichen Sektor in Irland, war ich in der digitalen Verbraucherschutzpolitik bei der Forschungsstelle für Verbraucherrecht an der Universität Bayreuth tätig. Diese Tätigkeiten ermöglichten mir einen tiefen Einblick in die Motivation, aber auch in die Grenzen der Politikgestaltung in diesen Gebieten. Das habe ich aus nächster Nähe miterlebt. Meine Zeit im akademischen Bereich in Deutschland hat wahrscheinlich auch mein Verständnis der philosophischen Bausteine des europäischen Datenschutzes beeinflusst - zum Beispiel die Gestaltung als Grundrecht und die Wichtigkeit von Konzepten wie der “informationellen Selbstbestimmung”.

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Avast Blog: Wie denkst Du, wird sich Deine Arbeit im öffentlichen Sektor auf Deine Rolle hier bei Avast auswirken? 

Shane McNamee: Aufgrund meiner Erfahrung bei der irischen Datenschutzkommission erhoffe ich mir, den vielen Aspekten des Datenschutzes bei Avast eine regulatorische Perspektive zu verleihen. Ich habe die Schwierigkeiten gesehen, mit denen viele Unternehmen konfrontiert sind, wenn es um den Schutz der Privatsphäre und um Datenschutz geht. 

Viele Software-Anbieter führen einen wahren Kampf, um Datenschutzrichtlinien zu entwerfen. Diese sollen einerseits nützlich sein, aber auch verständlich und lesbar, ohne dass der Anwender beim Lesen Kopfschmerzen bekommt. Ich möchte Avast dabei helfen, das Thema Datenschutz auf eine Weise anzugehen, die das Vertrauen sowohl unserer Anwender als auch unserer Mitarbeiter respektiert und verdient.

Ich hoffe, dass Avast dadurch noch mehr in der Lage sein wird, sich an politischen Diskussionen zu beteiligen. Ich glaube fest daran, dass sich Software-Ingenieure, Rechtsanwälte, Regulierungsbehörden und politische Entscheidungsträger zusammensetzen sollten, um effektive Datenschutz-Lösungen zu erreichen. Mein Ziel bei Avast ist, ein Teil dieses kollaborativen Ansatzes zu sein.

Avast Blog: Ist es wirklich so ein “Kampf” wie Du ihn beschreibst und wie willst Du alle Interessen unter einen Hut bringen? 

Shane McNamee: Ich denke, es ist wichtig, den Anwender und digitalen Konsumenten in den Mittelpunkt zu stellen, wenn es um den Schutz der Privatsphäre geht. Eine solche Herangehensweise unterstützt, dass Gesetze durch Prozesse ergänzt werden, die den Anwender respektieren und ihm wirksame Werkzeuge an die Hand geben.

Heutzutage werden Schutzvorkehrungen für Verbraucher im Netz sowie zugleich die Regulierungen für digitale Produkte und Diensteanbieter immer umfassender und detaillierter. Dabei werden die Arbeit von Unternehmen wie Avast - und das Engagement der Nutzer selbst - immer Schlüsselfaktoren für die Gewährleistung einer gut regulierten, freien, offenen und sicheren digitalen Umgebung sein. Das sage selbst ich als besagter Regulierungs-Fan. Wie gesagt war ich selbst früher in einer Regulierungsbehörde tätig. Trotzdem finde ich es wichtig, sich bewusst zu machen, dass keine Regulierung allein wirksam sein wird.

Avast Blog: Wie siehst Du Deine Rolle als Chief Privacy Officer bei Avast?

Shane McNamee: Ich bin aus Überzeugung ein Verfechter des Verbraucherdatenschutzes. Daher möchte ich die Stimme der Menschen sein, die unsere Dienste nutzen und deren Datenschutzinteressen vertreten. Ich möchte meine Kollegen bei Avast bei ihrer Arbeit unterstützen, um sicherzustellen, dass unsere internen Prozesse die Privatsphäre in ihre DNA integriert haben. Dies soll uns dabei helfen, neue Produkte zu entwickeln, welche die Privatsphäre unserer Nutzer schützen. Zudem werden wir neue Wege gehen, um alle Informationen und die Kontrolle darüber wieder in die Hände der Nutzer zu legen.

Ich möchte der Engel (oder der Teufel - je nach Perspektive) auf der Schulter aller Avast-Kollegen sein und Fragen stellen wie "Könnten wir das anders gestalten?", "Könnten wir das gleiche Ergebnis mit weniger personenbezogenen Daten erreichen?", "Wie würde ich als Benutzer über diese Änderungsvorschlag denken?” oder "Gibt es eine Möglichkeit, dies so zu formulieren, dass es für die Benutzer klarer wird?”

Ich möchte unseren Datenschutzbeauftragten, die Spezialisten für die Einhaltung der Datenschutzbestimmungen und alle Avastianer dabei unterstützen, einen nutzerzentrierten und auf den Schutz der Privatsphäre ausgerichteten Ansatz in alle Aktivitäten des Unternehmens einzubetten.

Avast Blog: Wenn wir über Privatsphäre sprechen, wissen viele nicht, was darunter zu verstehen ist, auch weil der Begriff so unterschiedlich ausgelegt wird. Wenn Du über den Fokus von Avast sprichst, in welchem Kontext siehst Du das Thema "Privatsphäre" und was genau verstehst Du darunter?

Shane McNamee: Es besteht die Tendenz, die Begriffe "Datenschutz" und "Privatsphäre" austauschbar zu behandeln, aber beide haben tatsächlich spezifische, wenn auch verwandte Bedeutungen. Im EU-Recht werde beide Themen als Grundrechte in der EU-Charta der Grundrechte geschützt. Für Rechtswissenschaftler und Datenschutz-Freaks wie mich gibt es in Europa wichtige Unterscheidungen zwischen dem Recht auf Privatsphäre und dem Recht auf Datenschutz. 

Davon abgesehen geht mein Jobtitel "Chief Data Protection and Privacy Officer" nicht gerade leicht von der Zunge und wenn man immer wieder beide Begriffe verwenden muss, wird dies wahrscheinlich zu Verwirrung führen. Auch könnte man meine Rolle mit der des Datenschutzbeauftragten verwechseln. Dies gilt insbesondere angesichts der Tatsache, dass Avast weltweit tätig ist und die Terminologie je nach Rechtssystem und Kultur sehr unterschiedlich sein kann. 

Um Klarheit zu schaffen werden wir daher in der Regel den Begriff "Privatsphäre" als Oberbegriff verwenden, um sowohl den Schutz der Privatsphäre als auch den Datenschutz sowie alle anderen relevanten und damit verbundenen Rechte abzudecken. Allerdings werden wir für beide Begriffe einen Ansatz verfolgen, der in dem starken Schutz dieser Rechte im EU-Recht verwurzelt ist - insbesondere in der Charta der Grundrechte und in der DSGVO.

Avast Blog: Welche Rolle muss Avast im weiteren Sinn beim Schutz der Privatsphäre in der digitalen Landschaft spielen? 

Shane McNamee: Bereits während meiner Zeit in der Regulierung habe ich erkannt, dass Rechte nicht sehr hilfreich sind, wenn man nicht weiß, wie man sie ausüben kann.  Die DSGVO an sich erkennt an, dass technische Maßnahmen und Instrumente die im Gesetz verankerten Rechte und Ziele unterstützen sollten, insbesondere im Hinblick auf die sichere Aufbewahrung von Daten. Auch weist sie darauf hin, dass den Nutzern praktische Tools zur Ausübung ihrer Datenschutzrechte zur Verfügung stehen sollten. 

Diese Tools, die den Benutzern die Kontrolle über ihre Online-Privatsphäre geben, können z.B. die folgende Software umfassen: 

  • Ein Antiviren-Programm, das die Privatsphäre Ihrer Informationen gewährleistet, indem es böse Akteure davon fernhält.
  • Ein VPN, das dazu beitragen kann, die Surfgewohnheiten für jeden, der sie überwachen möchte, zu verschleiern.  
  • Produkte, die direkt darauf abzielen, Tracking-Technologien zu vermeiden und Anwender-Rechte auf Datenschutz und Privatsphäre wie z. B. Zugriff oder Löschung auszuüben. Einige Beispiele aus dem Avast-Portfolio sind Avast Anti-Track oder der Avast Secure Browser.

Die Entwicklung dieser Art von Software ist das, was Avast am besten kann, und die wichtigste Rolle, die Avast dabei spielt, um den Datenschutz in der digitalen Welt wirkungsvoll und effektiv zu gestalten und umzusetzen.

Avast Blog: Vielen Dank für das Gespräch, Shane McNamee! 

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