Wozu unsere Social Media-Bilder künftig genutzt werden könnten

Den Tatsachen ins Auge sehen: Die neueste Gesichtserkennungstechnologie stellt für Gesellschaft und Verbraucher komplexe Probleme dar.

Anfang 2020 hatten nur wenige von der ClearView Gesichtserkennung-App gehört. Bis eine Journalistin der New York Times (NYT) aufdeckte, dass hunderte US-Behörden mit einer bislang unbekannten Gesichtserkennungs-App namens ClearView arbeiten. Die NYT titelte, dass die „Privatsphäre, wie wir sie kannten, nun beendet sei.“

Hinter der Gesichtserkennungs-App steckt eine Datenbank mit über drei Milliarden Bildern, die Menschen bei Facebook, Instagram, Twitter und sämtlichen anderen Plattformen hochgeladen haben. Das Innovative an der neuen ClearView-KI-Technologie ist, dass Bilder aus unzähligen Blickwinkeln analysiert werden und so genauere Übereinstimmungen generiert werden können.

Mit der ClearView-App soll es möglich sein, ein Foto von einer fremden Person aufzunehmen und auf einen Klick alle öffentlichen Bilder dieser Person zu finden – inklusive Links zu den Seiten, von denen die Bilder stammen und auf denen sich dann leicht weitere Details wie Namen, Adresse oder Kontakte finden lassen. Ein wunderbares Tool z.B. für polizeiliche Ermittler.

Die Diskussion um ClearView verschärfte sich, als ein Datenleck eine Kundenliste des Unternehmens enthüllte. Hervor kamen 2.200 Organisation und Privatunternehmen in 27 Ländern, darunter auch Unternehmen wie Walmart und die Bank of America. Zuvor hatte das Unternehmen behauptet, seine Technologie nur an Strafverfolgungs-behörden zu verkaufen. Doch wozu nutzen private Unternehmen mit dieser App? Wollen wir das wirklich wissen?

Polizeibeamte in den USA, die schon mit ClearView gearbeitet haben, finden die App sehr hilfreich. Datenschutzexperten sind jedoch alarmiert und sehen zahlreiche Möglichkeiten des Missbrauchs. Nach Angaben des Tagesspiegels, der sich auf das Bundesinnenministerium beruft, würden deutsche Behörden ClearView nicht nutzen. Stattdessen würde das BKA mit dem Gesichtserkennungssystem GES arbeiten, das Bilder aus den polizeilichen Datenbanken verwendet.

ClearView nutzt, um an die Bilder in den sozialen Netzwerken zu kommen, das so genannte Scraping-Verfahren. Wer verhindern will, dass Profilbilder aus den sozialen Netzwerken „gescraped“ werden, sollte sein Profil so einstellen, dass es von Suchmaschinen nicht gefunden werden kann. Und natürlich sollte genau überlegt werden, welche Bilder man überhaupt in den sozialen Netzwerken teilt.

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