Zum Weltfrauentag: Frauen-Power in der IT-Branche

Avast Blog 5 Mär 2021

Die Chefin der slowakischen Initiative “Aj Ty v IT” (übersetzt: “Auch Du kannst IT”) erklärt, wie ihr Unternehmen Frauen in der Tech-Branche motiviert und unterstützt.

Petra Kotuliakova gewann den “Tech Inclusion Award” bei den “European Tech Women Awards” 2020. Außerdem wurde die Organisation für den prestigeträchtigen UNESCO-Preis für Mädchen- und Frauenbildung im Jahr 2020 nominiert. Die vergangen neun Jahre ihres Lebens hat sich Petra Kotuliakova für die Ausbildung und Befähigung von Frauen in der IT stark gemacht. Im Jahr 2012 gründete sie die Non-Profit-Organisation “Aj Ty v IT” (übersetzt: “auch Du kannst IT”). 

Neben der entsprechenden Ausbildungsförderung von Frauen und Mädchen ist Petra mit den Top-Tech-Unternehmen der Slowakei vernetzt, damit sie ihre Mentees direkt in erfolgreiche Karrieren führen kann. “Aj Ty v IT” arbeitet außerdem eng mit slowakischen Universitäten zusammen. Die Organisation bietet Workshops und Kurse für 14.000 Studentinnen in fast 30 slowakischen Städten an. 

Wir haben mit Petra Kotuliakova über ihre Mission und ihre Herausforderungen gesprochen. Außerdem haben wir Möglichkeiten der Zusammenarbeit durchdacht und überlegt, was noch alles zu tun ist. 

Avast Blog: Herzlich willkommen, Petra! Warum hast Du “Aj Ty v IT” gegründet?

Petra Kotuliakova: Als ich für die Fakultät für Informatik und Informationstechnologien (FIIT) an der Slowakischen Technischen Universität in Bratislava in der Kommunikation und Pressearbeit tätig war, fiel mir auf, dass nur 3-5 Prozent der Studierenden weiblich waren. Es tat mir leid, dass Frauen die großartigen Möglichkeiten, die die Universität bietet, nicht wahrnehmen konnten. Also führte ich viele Gespräche mit der Fakultät und den Studierenden, um die Situation zu verbessern.

Zuerst hatte ich keine Ahnung, was das Problem war oder ob es überhaupt ein Problem gab. Ich wusste nicht, warum Frauen die IT-Fakultäten meideten. Aber schon der erste Workshop nur für Frauen, den wir veranstalteten, war eine große Offenbarung. Viele Frauen nahmen teil und zeigten großes Interesse. Das war Ende 2012 und so begann unsere Geschichte.

Das FIIT war natürlich nicht die einzige IT-Fakultät in der Slowakei mit einem geringen Frauenanteil. Überall waren es zu dieser Zeit etwa 5 Prozent. Das Problem war in ganz Europa und sogar auf der ganzen Welt präsent. “Aj Ty v IT” entwickelte sich schließlich zu einer Bürgervereinigung, die in der ganzen Slowakei tätig ist und mit mehreren IT-Fakultäten zusammenarbeitet. Zurzeit liegt der Anteil der Frauen, die an den mit uns kooperierenden Fakultäten studieren oder arbeiten, bei 12-15 Prozent. Wir sind froh, dass die Zahl gestiegen ist, aber uns ist klar, dass es noch sehr viel zu tun gibt. Unser Verein arbeitet sowohl mit Mädchen im Alter von acht Jahren als auch mit erwachsenen Frauen zusammen, darunter viele  Informatik-Lehrerinnen. 

Wie können Avast und “Aj Ty v IT” auf eine Weise zusammenarbeiten, die Diversität und Gendergerechtigkeit unterstützt?

Die Mission von “Aj Ty v IT” ist es, Mädchen und Frauen zu ermöglichen, ihren Platz in der IT-Welt zu finden, eine Ausbildung im technischen Bereich zu machen - der hoch qualifizierte Job folgt dann später von selbst. Das Ziel von Avast ist es, qualifizierte Fachkräfte einzustellen, die positiv zur Entwicklung des Unternehmens beitragen, wobei ein besonderes Augenmerk auf die Vielfalt der Teams gelegt wird. So können wir talentierte Frauen finden, unterstützen und ihnen großartige Entwicklungschancen bieten. 

In den ersten Jahren war das Team von “Aj Ty v IT” sehr klein und bestand aus begeisterten Freiwilligen, die keine Organisationsstruktur brauchten. Im Jahr 2018 erhielten wir einen größeren finanziellen Zuschuss von Google, was uns half, unser Team und den Umfang unserer Aktivitäten zu erweitern und neue Projekte anzustoßen. 

Wie erfolgreich werden Ihre Absolventinnen später im Berufsleben? 

Die Erfolgsquote unserer Absolventinnen liegt bei etwa 50 Prozent. Eine erfolgreiche Absolventin findet nicht nur ihren ersten Job in der IT, sondern steigt auch in dem Bereich auf und übernimmt vielleicht irgendwann eine Führungsposition. Unsere erfolgreichsten Absolventinnen sind tendenziell diejenigen, die bei Unternehmen arbeiten, die gezielt auf Diversität achten und fördern. Meist sind dies mittlere und große Unternehmen. In kleinen Unternehmen ist der wichtigste Erfolgsfaktor die Art des Vorgesetzten und die Atmosphäre im Team, die freundlich und vor allem hilfsbereit sein muss.

Was nehmen Ihre Absolventinnen außer Fähigkeiten und Wissen noch aus den Kursen mit? 

Wir konzentrieren uns bei den Themen, die wir unterrichten, auf den Aufbau von Fachwissen, also IT-Skills und Programmierung. Wir haben aber auch erkannt, wie wichtig es ist, sich auf Themen zu konzentrieren, die mit persönlichem Wachstum, Karriere und Selbstdarstellung zu tun haben. Frauen sind oft erstaunlich bescheiden - zu bescheiden! Ihr Selbstvertrauen ist gering. Sie fühlen sich für bestimmte Jobs nicht gut genug. Deshalb helfen wir ihnen in diesen Bereichen, damit sie eine Möglichkeit haben ihre Fähigkeiten anzuwenden.

Wenn es um IT-Kenntnisse geht, wie erfahren sind die meisten Ihrer Studentinnen? 

Die meisten unserer Kurse sind für Anfänger konzipiert. Manchmal melden sich auch Frauen mit Vorkenntnissen zu einem Anfängerkurs an, einfach um ihre Kenntnisse aufzufrischen und zu wiederholen. Ihr Potenzial für berufliches Wachstum ist riesig, also lernen sie schnell die Grundlagen und machen weiter. Wir bieten auch Kurse für Fortgeschrittene an, aber in kleinerem Umfang.

Wie hat sich die Covid-19-Pandemie auf Ihre Arbeit ausgewirkt? 

Bei “Aj Ty v IT” sind wir es gewohnt, online zu arbeiten, weil unsere Teammitglieder über das ganze Land verstreut sind. Einige leben sogar im Ausland. Deshalb wurde ein Großteil unserer Meetings immer online abgehalten. Dennoch brachte Covid-19 einen Wandel in die Online-Welt, was uns leider das Persönliche, die Freude am gegenseitigen Austausch und das Feiern von Erfolgen genommen hat. 

Gleichzeitig hat sich das Tempo unserer Arbeit im letzten Jahr unglaublich beschleunigt. Über unsere Webinare konnten wir landesweit Frauen erreichen. Entfernungen sind kein Thema mehr, und die Verfügbarkeit von Trainer*innen ist erstaunlich. Im vergangenen Jahr haben wir uns auf ein Trainerprogramm konzentriert, das Trainer*innen bei der Umstellung auf den Online-Unterricht unterstützt. Guter Online-Unterricht ist viel schwieriger als Live-Unterricht vor einer Gruppe. 

Haben Sie Veränderungen in Bezug auf den Erwerb von digitalen Kompetenzen und Bildung für Frauen im Allgemeinen beobachtet?

Qualitativ hochwertige Bildung ist jetzt ohne Einschränkungen verfügbar. Ein größeres Problem liegt in der persönlichen und familiären Verfügbarkeit, denn neben ihrer Arbeit und Ausbildung sind Frauen oft für die Unterstützung und Erziehung ihrer Kinder verantwortlich, die fast ein Jahr lang zu Hause unterrichtet wurden.

Wir sprechen häufig über das unentdeckte Potenzial von Frauen. Wir konzentrieren uns v.a. auf diejenigen, deren Umgebung, Schulen oder Eltern sie in Bereiche gelenkt haben, die auf gesellschaftlichen Gepflogenheiten und nicht auf den individuellen Vorlieben und Fähigkeiten basieren. Aber jetzt kommen sie zu uns, und sie bringen eine starke Motivation mit, das zu entwickeln, was sie früher liebten - einschließlich Logikrätseln, Problemlösungen und Mathematik-Aufgaben. 

Eine ganze Generation von Frauen wurde dazu erzogen, Familien-Managerin zu werden, statt Leiterinnen von Unternehmen oder Produktteams. Was für eine Verschwendung von Talent! Wir müssen diesen Frauen helfen und wir werden das gemeinsam mit Avast angehen. Wir wollen verhindern, dass die IT auf qualifizierte Frauen verzichtet. Wir bewegen uns im Eiltempo voran und eine neue Ära wird anbrechen.

Welche Botschaft haben Sie für alle Frauen, die eine IT-Karriere in Erwägung ziehen?

IT ist die Zukunft und Frauen müssen ein Teil davon sein. Es ist wie beim Bau eines Hauses. Egal, wo man arbeiten möchte, man muss zuerst fest auf dem Boden stehen und sich grundlegende Fähigkeiten aneignen. Später kann man es mit weiteren Ziegeln ausbauen. Die Form des Hauses - seine Form, Größe und Farbe - ist Ihnen überlassen, aber ohne ein gutes Fundament werden Sie kein Haus bauen, in dem Sie wohnen können. Um einen neuen Karriereweg einzuschlagen, brauchen Sie v.a zwei Dinge: Bereitschaft und Motivation. Wir unterstützen bei allem anderen.

Vielen Dank für das interessante Gespräch und wir freuen uns sehr auf die weitere Zusammenarbeit!

 

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